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  ABSTRAKTES VERSTÄNDLICH MACHEN  

  Pro 100.000 Einwohner – bitte was?  


  Veröffentlichung 15.03.2020  
  Autor Katharina Stipp  


Zahlen wie die der COVID-19-Pandemie zu kommunizieren ist immer eine Herausforderung. Wer kann sich 30.000 Infizierte in einem 82-Millionen-Land vorstellen? Die Antwort: Rechnen wir es doch auf die Bevölkerung um! Aber: Wer hat wirklich ein Gefühl dafür, ob 30 von 100.000 viel oder wenig sind? Wir sehen vor allem zwei Problemfelder:



  Problem 1: Landkarten sind chaotisch! 
Die Fallzahlen der COVID-19-Epidemie werden häufig in Karten kommuniziert und auf Bundesländer oder Gemeinden projiziert. Diese Karten sind nützlich, zeigen aber oft nur wo viele und wo wenige Menschen wohnen. Auf Einwohner umgerechnete Daten in Karten darzustellen ist auch problematisch: dicht besiedelte Städte sind naturgemäß klein sind und dünn besiedeltes Land groß – die Muster sind schlecht erkennbar.
 
 
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  Problem 2: Zahlen allein sind zu abstrakt!  
Wie viel sind 100.000 Menschen? Vorweg: Ganz so viele passen nicht ins Olympiastadion, das wären „nur“ 70.000. Aber was hat das Olympiastadion mit mir und COVID-19 zu tun?

Unsere Methode: Vergleiche sollten stets in der gleichen Welt wie die Geschichte wurzeln.


  Im Falle von Corona wären das beispielsweise folgende Vergleiche  
X von 100
Das entspricht in etwa einem sehr vollen S-Bahn-Waggon.
X von 1000
Ein Hausarzt versorgt durchschnittlich 1.500 Menschen.
X von 10.000
Diese Anzahl Gäste gehen pro Woche in eine Schnellrestaurant-Filiale.
X von 100.000
Für diese Anzahl von Menschen stehen in Deutschland durchschnittlich zwei Krankenhäuser zur Verfügung mit insgesamt rund 35 Intensivstationsbetten.
X von 1.000.000
Nur vier Städte in Deutschland haben mehr als eine Million Einwohner: Berlin, Hamburg, München und Köln.
Diese zusätzliche redaktionelle Arbeit ist anstrengend und solche Erklärungen in Datenvisualisierungen unterzubringen ist schwierig. Aber beides lohnt sich. Die Grafik enthält so nämlich eine Information, mit denen Menschen etwas anfangen können. Das führt dazu, dass sie diese Information mit höherer Wahrscheinlichkeit weitertragen werden. Und Shareability und Küchenzuruf sind ja bekanntlich die härtesten Währungen – nicht nur im Journalismus.
 
Text: Dirk Aschoff
Visualisierung: Katharina Stipp & Sarah-Sophie Heißner